Psychologie für Lehramtsstudierende
Schüler verstehen – Verhalten analysieren – zielgenau handeln
Entwicklungspsychologie
Allgemeines
In diesem Beitrag wird, ebenso wie im entsprechenden Kapitel, besonders großer Wert auf die Vermittlung von Basiswissen gelegt, da alles andere – gerade beim Thema Entwicklungspsychologie – den Rahmen sprengen würde. Deshalb erfahren Sie,…
- weshalb eine Begriffsbestimmung der Termini Entwicklung und Entwicklungspsychologie äußerst anspruchsvoll ist.
- wie sich diese beiden Begriffe dennoch bestimmen lassen.
- welche Konzepte und Ursachen menschliche Entwicklung bestimmen.
- wie Phasen- und Stufenmodelle menschliche Entwicklung beschreiben.
- wie sich die Entwicklungen menschlichen Denkens vollziehen.
Begriff
Entwicklung bezeichnete ursprünglich „einen Vorgang, bei dem sich Erbanlagen weitgehend ohne äußere Umwelteinflüsse entfalten“ (Hobmair et al. 1995: 257).
- Der endogenistische Entwicklungsbegriff sieht Entwicklung als das Zum-Vorschein-Kommen dessen, was in einem Menschen bereits angelegt ist.
- Der exogenistische Entwicklungsbegriff sieht Entwicklung auf Lernprozessen basierend.
„Entwicklung bezieht sich auf relativ überdauernde intraindividuelle Veränderungen des Erlebens und Verhaltens über die Zeit hinweg.“ (Trautner 1992: nach Lohaus & Vierhaus 2015: 2)
Entwicklungspsychologie ist die Teildisziplin der Psychologie, die sich wissenschaftlich mit den „in einem inneren Zusammenhang stehenden psychischen Veränderungen im Verlauf der individuellen Entwicklung“ (Nickel 1975: 17) auseinandersetzt. Ihr kommt die Aufgabe zu, Entwicklungsverläufe vorherzusagen und diese gegebenenfalls gezielt zu verändern.
Phasenmodelle vs. Entwicklungstufenmodelle
- Phasenmodelle erklären Entwicklung durch festgelegte Entwicklungsschritte und unterteilen das parallel mit dem Alter ablaufende Entwicklungsgeschehen in einzelne Phasen.
- Entwicklungsstufenmodellen gehen im Gegensatz zu Phasenmodellen von einem End- oder Reifestadium aus und betonen die zwingende Abfolge der einzelnen Stufen.
Jean Piaget
Jean Piaget unterscheidet bei der kognitiven Entwicklung vier Phasen:
- Die ersten zwei Lebensjahre werden als Phase der sensumotorischen Intelligenz bezeichnet. Hier kommt es zu einer Ausbildung der motorischen Fähigkeiten und zu deren schrittweiser Verknüpfung mit Sinneswahrnehmungen.
- Das präoperationale Stadium dauert bis zum Alter von sieben Jahren. Dabei löst das Denken in Worten das Denken in Bildern ab. Das Denken in dieser Phase ist vor allem von konkreten Erfahrungen abhängig.
- Die Phase konkreter Operationen beginnt im Alter von sieben Jahren. Dabei löst sich das Denken des Kindes zunehmend von konkreten Handlungen. Es erwirbt grundlegende Begriffe und Konzepte wie Zahl, Zeit und Kausalität und kann einfache logische Operationen durchführen.
- Das Stadium formaler Operationen beginnt mit zwölf Jahren. Das Denken ist rational, systematisch und abstrakt.