Pädagogik für Lehramtsstudierende

Bildungs- und ERZIEHUNGSAuftrag

Pädagogische Autorität – Allgemeines

Gerade in Deutschland ist der Begriff der Autorität in Verruf gekommen. Dies gilt für viele Bereiche des Lebens, für den Bereich der Erziehung jedoch besonders. Dabei darf speziell pädagogische Autorität nicht verwechselt werden mit autoritären Verhaltensweisen.

Die Autorität, die einer Lehrkraft von Ihren Schülern und Schülerinnen zugeschrieben wird, und das autoritäre Verhalten einer drohenden und willkürlich strafenden Lehrkraft sind lediglich begrifflich verwandt. Inhaltlich handelt es sich dabei geradezu um Gegensätze.

Dieser Beitrag sowie ausführlicher Kapitel Pädagogik 6 setzen sich mit den folgenden Fragen auseinander:

  • Wo liegen die Unterschiede zwischen Autorität haben und autoritär sein?
  • Weshalb ist Autorität in der Erziehung legitim?
  • Was macht pädagogische Autorität aus?
  • Wo liegen die Grenzen und Gefahren pädagogischer Autorität?

Pädagogische Autorität – Zusammenfassung

Der Begriff Autorität ist schwer zu klären, da vielen die Unterscheidung zwischen Autorität haben und autoritär sein nicht geläufig ist. Diese jedoch ist grundlegend für das Verständnis von pädagogischer Autorität. Im antiken Rom war die Unterscheidung auch dadurch eindeutiger, dass zwei unterschiedliche Begriffe verwendet wurden:

  • Potestas bezeichnete die Macht der Beamten und steht der heutigen Formulierung autoritär sein nahe.
  • Auctoritas bezeichnete die Würde und Weisheit der Senatoren und steht der heutigen Formulierung Autorität haben nahe.
  • Weitere Schwierigkeiten speziell in Deutschland bereitet der Missbrauch staatlicher Autorität im „Dritten Reich“. Seit dieser Zeit wird Autorität von vielen negativ gesehen und ist stark mit negativen Assoziationen verbunden.

Pädagogische Autorität setzt sich vor allem aus drei Aspekten zusammen:

  1. Amtsautorität kommt schulischen Erziehern aufgrund ihrer Position als Lehrkraft automatisch zu.
  2. Personenautorität geht auf Persönlichkeitsmerkmale wie Gerechtigkeit, Freundlichkeit, Ausstrahlung, Durchsetzungsvermögen zurück.
  3. Die Sachautorität einer Lehrkraft ergibt sich vor allem aus der Kompetenz in den von ihr unterrichteten Fächern.

Obwohl es die Schülerinnen und Schüler sind, die eine Lehrkraft zur Autorität machen, können Sie dies unterstützen, indem Sie Folgendes in das Verhältnis zu Ihren Schülerinnen und Schülern einbringen:

  • Wertschätzung, Vertrauen und Achtung
  • eine kommunikativ-konstruktive Grundeinstellung
  • einen verantwortungsvollen Umgang mit der Ihnen übertragenen Macht

Autorität haben und autoritär sein sind keine eng verwandten Konzepte, sondern stehen sich geradezu unvereinbar entgegen:

  • Autorität haben ist pädagogisch förderlich und führt zur Mündigkeit.
  • Lehrkräfte mit Autorität kommen mit einem Minimum an Ordnungsmaßnahmen und autoritären Verhaltensweisen aus.
  • Lehrkräfte mit Autorität setzen diese zum Wohle der zu Erziehenden ein.
  • Autoritär sein ist pädagogisch hinderlich und verhindert Mündigkeit.
  • Autoritäre Lehrkräfte setzen häufig Ordnungsmaßnahmen und autoritäre Verhaltensweisen ein.
  • Autoritäre Lehrkräfte setzen autoritäre Verhaltensweisen ein, um Macht auszuüben.